Zollchaos in den USA

Bei dem Hin und Her, das US-Präsident Donald Trump bei den Zöllen anrichtet, ist es ausgesprochen schwer, den Überblick zu behalten. Nach dem Einbruch der Aktienbörsen in Folge der Zollankündigungen am 2. April hat der US-Präsident bereits eine Woche später eine vermeintliche Kehrtwende vollzogen und einige der Zölle ausgesetzt. Nach und nach kommen weitere Ausnahmen hinzu. Also alles halb so schlimm?
Der entscheidende Punkt ist, dass der durchschnittliche Zollsatz gar nicht so stark sinkt, insbesondere weil die Zölle auf chinesische Produkte inzwischen absurde Höhen erreicht haben. Auch wenn sie bereits einen Teil der Verluste wieder wettgemacht haben, insgesamt leiden die Aktienmärkte, und zwar insbesondere der US-amerikanische, unter dem Zollwirrwarr. Noch wichtiger erscheint uns jedoch, was derzeit an den Rentenmärkten passiert.
Während an den Aktienmärkten starke Schwankungen, wie wir sie zuletzt gesehen haben, gang und gäbe sind, geht es an den Rentenmärkten für gewöhnlich deutlich behutsamer zu und die derzeitigen Schwankungen sind ein Zeichen großer Verunsicherung an den Renten- und Währungsmärkten. Eigentlich müssten Zölle den US-Dollar stärken. Tatsächlich beobachten wir einen fallenden US-Dollar, und das, obwohl die US-Renditen zuletzt gestiegen sind.
Offenbar gehen die Anleger davon aus, dass der negative Wachstumseffekt der Zölle stärker als der Inflationseffekt ist. Ein Konjunkturpessimismus macht sich in den USA breit. Das erklärt auch, warum jene Währungen, die gemeinhin als sicherer Hafen gelten, wie der japanische Yen, der Schweizer Franken aber auch der Euro zuletzt deutlich profitieren konnten. Diese Entwicklung könnte darauf zurückzuführen sein, dass mehr und mehr Anleger sich vom US-amerikanischen Markt abwenden und nach Alternativen anderswo suchen.
Was heißt das für den Anleger?
Nun, internationale Anleger sind sicherlich gut beraten, ihre Investitionen global zu diversifizieren und das hohe Gewicht, das die USA zuletzt dank der guten Aktienentwicklung in vielen Portfolios hatten, etwas zu reduzieren. Schließlich kann niemand mit Gewissheit sagen, wie es an der Zollfront weitergeht. Unserer Meinung nach bietet derzeit insbesondere Europa vergleichsweise interessante Anlagemöglichkeiten.