Schwache deutsche Konjunktur mit Aussicht auf Besserung

Eine schwächere Dynamik der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal war absehbar, denn am Jahresanfang haben viele Unternehmen in der Erwartung künftig höherer Zölle Aufträge und Produktion vorgezogen, die in den Folgemonaten fehlten. Trotzdem sorgten die finalen Daten des Statistischen Bundesamts zum deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) für Ernüchterung. Mit 0,3 Prozent schrumpfte die gesamtwirtschaftliche Wertschöpfung stärker als angenommen. Vor allem die Industrieproduktion und die Exporte fielen schwächer aus, nachdem diese im ersten Quartal noch stärker zulegen konnten. Der private Konsum stieg um gerade einmal 0,1 Prozent, sodass vor allem der Anstieg der staatlichen Konsumausgaben um 0,8 Prozent noch schwächere Wachstumsdaten verhinderte.
Beim Blick nach vorn spielt weiterhin der kaum kalkulierbare Handelskonflikt mit den USA eine entscheidende Rolle. Zwar haben sich EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen und US-Präsident Trump auf einen Zollsatz in Höhe von 15 Prozent auf Exporte aus der EU in Richtung USA geeinigt. Allerdings fällt dieser deutlich höher aus als zuvor. Zudem sind einige Aspekte noch unklar, bspw. wann die Absenkung der Zölle auf Autoexporte von derzeit 27,5 Prozent erfolgt. Es ist auch davon auszugehen, dass künftig immer wieder neue oder höhere Zölle vonseiten der US-Regierung ins Spiel gebracht werden.
Trotzdem untermauern aktuelle Umfragen unter Unternehmen die Hoffnung auf eine moderate konjunkturelle Erholung in den kommenden Monaten. So setzte der ifo-Geschäftsklimaindex seinen Trend im bisherigen Jahresverlauf fort und fiel leicht höher aus. Man kann zwar nicht von verbreitetem Optimismus sprechen, aber einige Unternehmen schauen zumindest weniger pessimistisch auf ihre künftigen Geschäftserwartungen. Der HCOB-Einkaufsmanagerindex stieg für das Verarbeitende Gewerbe sogar auf den höchsten Stand seit mehr als drei Jahren und rangiert erstmals wieder knapp unter der Grenze von 50 Punkten, deren Überschreiten eine künftig steigende Produktion anzeigen würde. Wichtig für die Wachstumsstabilisierung wäre wieder etwas mehr Unterstützung vonseiten der Politik in Deutschland. Dabei helfen die Aussicht auf höhere Investitionen zur Ertüchtigung der Infrastruktur und der Verteidigungsfähigkeit in den kommenden Jahren sowie verbesserte Abschreibungsmöglichkeiten nur bedingt. Vielmehr braucht es klar erkennbare Signale zur weiteren Steigerung der Attraktivität des Standorts Deutschland, allen voran den ersehnten Abbau bürokratischer Hürden.

Newsletter vom 27. August 2025
Carsten Mumm – Chefvolkswirt und
Leiter der Kapitalmarktanalyse
Privatbank Donner & Reuschel
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