Kaffeekranz mit Bulle, Bär und Buffett – Oder: Der Bulle klingelt nicht, der Bär aber auch nicht.

Carsten Brömstrup

Ehrlichkeit gehört dazu und ich bin ganz ehrlich: Das hätte ich nicht für möglich gehalten. Eine Jahresanfangsrally über unser DAX-Jahresmitte-Ziel von schon optimistischen 15.200 Punkten hinaus und das auch noch garniert mit explodierenden Werten wie den „fallen angels“ Tesla oder Meta, die nun nicht gerade zu den Substanzwerte-Hits gehören. Der Bulle klingelt halt nicht, wenn er zum Kaffeebesuch kommt. Das nötigt mir Demut und Respekt vor den Marktkräften ab, zumal substanz- und dividendenstarke Werte dies- und jenseits des Atlantiks aus den Sektoren Pharma, Öl und Rohstoffe teilweise deutlich im roten Bereich liegen. Auf Substanz- bzw. dividendenstarke Value Werte hatte sich der Analystenkonsens aber als Favoriten für 2023 geeinigt. Selbst Value-Starinvestor Warren Buffett liegt mit seiner Berkshire Hathaway seit Jahresanfang leicht im Minus. Das mag den ein oder anderen trösten, der der Rally staunend hinterherschaut.

Diesen Volatilitätsrückgang bzw. die Branchenrotation um 180 Grad von nichtzyklisch auf vollzyklische Sektoren wie Konsum und Technologie innerhalb ganz weniger Handelswochen haben viele auch in Anbetracht der durchaus heiklen Lage mit Zinssteigerungen der EZB und FED („Wir sind noch nicht am Ende“), hoher Kerninflation (+5,2 Prozent in Euroland), zunehmender Kriegsrhetorik, Leo-Waffenlieferungen und mutmaßlicher Spionageballons nicht erwartet. Doch wie so oft kommt dann doch alles ganz anders.

Werden wir nun unsere Substanz- und Dividendenstrategie „auf links“ drehen? Natürlich müssen wir die Rally zur Kenntnis nehmen und leichte Anpassungen vornehmen, denn der Einstieg von Microsoft bei Open AI (ChatGPT) und anschließender Chip-Euphorie rund um Nvidia ist uns nicht verborgen geblieben. Aber ich denke nicht, dass wir uns verbiegen sollten, denn die Zahlen von Apple, Alphabet und Amazon (Tripple A) waren auch im Ausblick erst einmal nicht überzeugend. Zudem ist die zyklische Rally m. E. auf wackligen Füßen gebaut, denn nur zwei Wörter der FED bzw. EZB wurden als zündende Auslöser gewertet: Jerome Powell nannte die Preisbewegung in den USA „disinflationär“ und Christine Lagarde bezeichnete die nächsten als sicher geltenden Zinsschritte in der Eurozone als „nicht unumkehrbar“. Reicht das tatsächlich aus, um eine Strategie aus den Angeln zu heben, zumal am Freitag der Schocker für alle Zinsoptimisten kam? 517.000 neu geschaffene Stellen in den USA und eine Arbeitslosenquote von nur 3,4 Prozent! Ein 54-Jahrestief, das es seit 1969 nicht mehr gab. Wow, das nenn ich mal einen Wumms. Auch wenn die Lohndynamik in den letzten Wochen leicht abgenommen hat, müssen wir hier doch vorsichtig bleiben. Und so kann es sein, dass der Bär ähnlich spontan zum Kaffeekränzchen an unsere Türe klopft wie einst der Bulle.

In Summe werden wir an unserer Substanzwertestrategie festhalten, substanzstarke Fonds mit aktiven Managern präferieren und das „Mantra“ der „Ruhigen Hand“, die sich auf lange Sicht immer bewährt hat, bemühen. Warren Buffett grüßt an dieser Stelle und bringt den Kuchen mit.


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Newsletter vom 08. Februar 2023

Carsten Brömstrup – Chefanalyst
Oldenburgische Landesbank AG

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