Inflation im Fadenkreuz

Lange Jahre versuchten die Notenbanken die Inflation auf das gewünschte Maß von rund 2 Prozent anzuschieben. Neben Zinssenkungen bis in den Negativbereich pumpten die Währungshüter über verschiedene Programme ständig frisches Geld in die Märkte, was zur Bekämpfung akuter Krisen nochmals forciert wurde und wie Doping auf die Aktienmärkte wirkte. Jetzt gilt die Kampfansage der Inflation und dafür wird an der Zinsschraube gedreht. Für echte Wirkungstreffer soll große Munition zum Einsatz kommen: Statt homöopathischer Erhöhungen werden Kaliber von 0,5 bis 0,75 Prozent für die September-Sitzungen erwartet. Kollateralschäden für die Wirtschaft werden in Kauf genommen, wie nach der FED-Tagung in Jackson Hole klar wurde und was auch für EZB & Co. gilt.

Die deutsche Teuerungsrate für August wurde gestern mit 7,9 Prozent angegeben, wobei mehr als ein Drittel auf gestiegenen Energiekosten basiert. Neben den seit Februar wesentlich reduzierten und gleichzeitig verteuerten Gas-Importen, wo ab heute wieder die Pipeline Nord Stream 1 wegen angekündigter Wartungsarbeiten ausfällt, sorgt die sogenannte Merit-Order für horrend steigende Strompreise. Ein Problem, dem sich die Politik zu Lasten der Erzeuger erneuerbarer Energien annehmen will. Die Spritpreise haben schon vor dem heute um Mitternacht endenden Tankrabatt kräftig angezogen.

Der DAX-Kurs schwingt mit den internationalen Märkten und weist für die letzten 10 Handelstage ein Minus von rund 7 Prozent aus. Als Orientierung dient jetzt die Marke von 13.000 Punkten – keine gute Zahl für abergläubische Börsianer.

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Newsletter vom 31. August 2022

Thomas Strelow, Börse Düsseldorf

Foto Thomas Strelow