Die Sommerrallye ist vorbei! Wie geht es weiter?

Nach den hohen Kursverlusten des ersten Halbjahres war die Risikobereitschaft vieler Anleger im Sommer wieder gestiegen. Die Aktienmärkte waren überverkauft, technisch reif für eine Gegenbewegung. Dass das Management vieler Unternehmen gute Geschäftsergebnisse für das erste Halbjahr verkündete und sich zudem zuversichtlich für das zweite Halbjahr äußerten, hatte eine sogenannte „Sommerrallye“ zur Folge. Mehr aber auch nicht. Wie geht es weiter?

Das Szenario einer Konjunkturschwäche bei gleichzeitig hoher Inflation und steigenden Zinsen wurde während der Sommerrallye ausgeblendet. Die Kurserholung an den Aktienmärkten ging einher mit der Hoffnung auf weniger Zinserhöhungen. Dass die Inflationszahlen nicht durchweg Monat für Monat weiter gestiegen sind, reichte bereits, um diesen Wunsch in steigende Aktienkurse umzusetzen. Allerdings liegt die Inflation noch weit über dem für die Notenbanken akzeptablen Niveau von rund zwei Prozent. Deshalb haben wir beim Actien Club Coeln (ACC) die Vorfreude auf eine entspanntere Geldpolitik nicht geteilt. Auch dass die Unternehmensergebnisse im ersten Halbjahr von der Erholung gegenüber dem schwachen ersten Halbjahr 2021 geprägt sind, heißt nicht, dass das im laufenden zweiten Halbjahr so weitergeht. Mit Blick auf das Szenario einer konjunkturellen Abkühlung bei gleichzeitig deutlich steigenden Zinsen, bleibt Vorsicht angesagt. Konkret heißt das, eine hohe Barreserve zu halten und nur äußerst selektiv Aktien zu kaufen.

Die Börsen fieberten der Notenbankkonferenz von Jackson Hole entgegen. Die dortigen Äußerungen von Fed-Präsident Jerome Powell müssen als Fortsetzung der entschlossen restriktiven Geldpolitik verstanden werden. Auch von der EZB wird mehrheitlich wieder eine große Leitzinserhöhung erwartet. Die Hoffnungen auf eine bevorstehende Änderung der Geldpolitik erweisen sich inzwischen, wie erwartet, als überzogen. Die Nachrichten bezüglich Inflation und Konjunktur dürften in den kommenden Wochen schlecht bleiben. Die bislang guten Unternehmensergebnisse werden in diesem Umfeld nicht besser werden – von Einzelfällen abgesehen. Deshalb dürften die Aktienmärkte die bisherigen Jahrestiefs aus dem Juli zumindest nochmal testen. Gut möglich, dass die endgültigen Jahrestiefs erst im September oder Oktober erreicht werden. Danach dürften sich die Chancen mit Blick auf das nächste Jahr wieder aufhellen.

Newsletter vom 31. August 2022

Dirk Arning – Geschäftsführer
Investmentclub „Actien Club Coeln“

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