Der Untergang des Imperiums

Dirk Arning

An den Kapitalmärkten könnten wir gerade Zeuge des Anfangs vom Ende der Supermacht USA werden. Das Imperium demontiert sich selbst, ironischerweise mit einem Präsidenten, der genau das Gegenteil behauptet. Bislang war der US-Dollar die unbestrittene Weltreservewährung, galten US-Staatsanleihen als „sichere Häfen“ und Aktienanleger bevorzugten die Weltleitbörsen in New York. Das muss nicht so bleiben.

Der seit vielen Jahren anhaltende Zustrom ausländischen Geldes an den US-Kapitalmarkt erreichte im vierten Quartal vergangenen Jahres seinen Höhepunkt – und mit ihm die US-Aktienindizes. Die an der New York Stock Exchange und an der Nasdaq zusammen gehandelten Aktien von 5.455 Unternehmen hatten im November einen rechnerischen Gesamtwert von 62 Billionen US-Dollar! Zum gleichen Zeitpunkt wurden die knapp 4.000 japanischen Aktiengesellschaften mit 6,4 Billionen Dollar bewertet und die knapp 500 deutschen börsennotierten Unternehmen mit gerade mal 2 Billionen Dollar. Unter Führung der „Magnificent Seven“ stieg der Anteil von US-Konzernen in den globalen Aktienindizes auf Rekordwerte von über 70 Prozent! Japan kommt auf eine Gewichtung von nur 5 bis 6 Prozent. Diese Fokussierung sieht wie eine Bestätigung des amerikanischen Exzeptionalismus aus, der nationalistischen Ideologie, die davon ausgeht, dass die USA eine Sonderstellung gegenüber allen anderen Nationen einnehmen – auch die Weltsicht des jetzigen US-Präsidenten. Aber dieses Wunschdenken kollidiert zunehmend mit der Realität. Spätestens mit dem sogenannten „Tag der Befreiung“ Anfang April, der Erklärung des Handelskrieges der USA gegen den Rest der Welt, musste es an den Börsen zu einem Stimmungsumschwung kommen. Dass US-Aktien, US-Staatsanleihen und der US-Dollar gleichzeitig deutlich nachgaben, zeigt den Vertrauensverlust in die USA. Das simple, aber sehr erfolgreiche Rezept der vergangenen 15 Jahre, einfach möglichst viel Geld in US-Aktien zu investieren, erwies sich im laufenden Jahr als Fehler. Und die „Wette auf die USA“ bleibt riskant. Eine neuerliche Eskalation der Handelskonflikte ist durchaus möglich, wie auch eine selbstverschuldete Rezession in den USA. Die Zweifel an der Bonität der USA und dem US-Dollar als Reservewährung werden zunehmen. Die gute Nachricht: Richtige Risikostreuung funktioniert. Mit europäischen Aktien und Gold-Investments konnte man im laufenden Jahr gute Gewinne machen.

Newsletter vom 30. April 2025

Dirk Arning – Geschäftsführer
Investmentclub „Actien Club Coeln“

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