Der kommende Aufschwung braucht emotionale Unterstützung

Carsten Mumm

Das Konsumentenvertrauen in Deutschland bleibt gemäß GfK-Konsumklimaindex eingetrübt, obwohl der Arbeitsmarkt gut ausgelastet ist und die Realeinkommen steigen. Verbraucher halten aufgrund diverser Unsicherheitsfaktoren an ihrer hohen Sparneigung fest und verzichten weiterhin auf größere Anschaffungen. Damit der private Konsum wie erhofft zu einer maßgeblichen Stütze des kommenden Aufschwungs werden kann, braucht es ein zuversichtlicheres Bild der ökonomischen Perspektiven Deutschlands.

Der notwendige Impuls sollte von der Politik in Form eines klaren Zielbildes für einen zukunftsfähigen Standort angestoßen und von Unternehmen, der Wissenschaft, den Medien und den ohnehin optimistischen Menschen weitergetragen werden, um größere Teile der Gesellschaft zu erreichen. Ein Baustein des Zukunftsbildes könnte der vor Ostern in Schleswig-Holstein erfolgte Spatenstich zur Eröffnung einer Batteriefabrik sein. Die Ansiedlung erfolgte aufgrund eindeutiger Standortvorteile, die vor wenigen Jahren noch nicht vorhanden waren, vor allem einer ausreichenden Versorgung mit grüner Energie inmitten einer der größten Windparklandschaften Europas. Sie zeigt, wie schnell sich Voraussetzungen für wirtschaftlichen Erfolg verändern können, selbst in einer eher strukturschwachen Region. Die neue Fabrik sollte zudem helfen, Abhängigkeiten von China, dem weltweit größten Hersteller von Batterien für die Automobilindustrie, zu verringern.

Auch wenn damit nicht automatisch alle Probleme gelöst sind, man die Höhe der gezahlten Subventionen infrage stellen kann und weitere dringend notwendige wirtschaftspolitische Weichenstellungen erfolgen müssen, wird doch zumindest neue, auf Zukunftstechnologien basierende Industrie gefördert. In der Wahrnehmung ist dieser Fortschritt für das Geschäftsmodell Deutschlands jedoch unterrepräsentiert angesichts allgegenwärtiger, vor allem geopolitischer Problemfelder. Diese bedürfen zweifellos einer hohen Aufmerksamkeit, jedoch darf dabei nicht der dringend notwendige Umbau der Volkswirtschaft zu sehr in den Hintergrund rücken. Nur wenn deutsche und europäische Unternehmen auch zukünftig ausreichend innovativ und damit wirtschaftlich erfolgreich sind, wird Europa im Rahmen der geopolitischen Neuordnung der Welt eine maßgebliche Rolle spielen. Dafür braucht es nicht zuletzt positive Emotionen im Sinne eines Glaubens an die Zukunftsfähigkeit des Standortes und seiner wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

Newsletter vom 03. April 2024

Carsten Mumm – Chefvolkswirt und
Leiter der Kapitalmarktanalyse
Privatbank Donner & Reuschel

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