Auf den Dachboden damit
Letztes Jahr wechselten weltweit Aktien im Wert von 200 Billionen US-Dollar den Eigentümer. Umgerechnet sind das unfassbare 770 Milliarden Dollar pro Handelstag oder 9 Millionen Dollar pro Sekunde – und jedes Mal gab es jemanden, der die Aktien loswerden, und einen, der die Aktien haben wollte! Dieser enorme Umsatz an Aktien ist Vor- und Nachteil zugleich!
Als vor ein paar Tagen ein Bekannter von mir auf seinem Speicher nach dem Weihnachtsbaumständer schaute, fand er von seiner verstorbenen Schwiegermutter eine wertvolle Bleikristallglas-Sammlung. Er suchte bei mir Rat: verkaufen und zu Geld machen oder doch lieber aufbewahren, quasi als Kapitalanlage für später?
Ich muss zugeben, dass ich kein ausgewiesener Experte bin, wenn es um Bleikristallglas geht. Aber es war klar, dass ein Gespräch mit mir über Wertanlagen früher oder später beim Thema Aktien landet. Und da meinte mein Bekannter: „Du und deine Aktien – die schwanken mir zu stark.“ Ich antwortete, dass ich ihm aus dem Stand 200 Billionen Gründe für Aktien nennen kann. Er bekam große Augen und ich klärte auf: Letztes Jahr wechselten weltweit Aktien im Wert von 200 Billionen US-Dollar den Eigentümer. Wenn einem da nicht schwindlig vor Augen wird. Umgerechnet sind das unfassbare 770 Milliarden Dollar pro Handelstag oder 9 Millionen Dollar pro Sekunde – und jedes Mal gab es jemanden, der die Aktien loswerden, und einen, der die Aktien haben wollte!
Dank dieser unglaublich hohen Liquidität an den Kapitalmärkten kann man sich auch als Kleinanleger problemlos an erstklassigen Konzernen, die langfristig wachsen, beteiligen – oder die Aktien auch jederzeit wieder zu Bargeld machen. Versuchen Sie das mal mit einer Kiste voll Bleikristallglas, da muss man erst einmal jemanden finden, der einem die abkauft. Aber man muss auch die Nachteile bei Aktien kennen: Denn wenn im Sekundentakt Analysten, sonstige Experten, Händler und Anleger Informationen auswerten, Entscheidungen treffen und so den Aktienkurs ständig hoch- und runtertreiben, verleitet das auch unser Gehirn dazu, dauernd die getroffenen Entscheidungen neu abzuwägen … mit dem entsprechenden Risiko, nun einen Fehler zu machen.
Es gibt aber einen Trick, diese enorme Liquidität und die damit zusammenhängende Volatilität besser auszuhalten: Sie müssen Ihre Aktien zur Langfristanlage einfach so behandeln wie die Schwiegermutter meines Bekannten ihre Bleikristallgläser – am besten in eine Kiste packen und ab auf den Speicher damit! Übersetzt heißt das: Konzentrieren Sie sich auf die langfristige Wertentwicklung Ihrer Unternehmen und nicht auf die kurzfristigen Preisschwankungen. Sicherlich kann es nicht schaden, von Zeit zu Zeit mal „auf den Dachboden zu steigen“, um seine Aktien zu überprüfen, ob sich irgendetwas grundsätzlich an den Unternehmen geändert hat. Aber ansonsten: einfach kaufen und liegen lassen.

Newsletter vom 06. Dezember 2023
Joachim Brandmaier – Börsenpraktiker
Stuttgarter Aktienbrief „Börse Aktuell“
Zum Newsletter anmelden