Aktien ohne klare Richtung – willkommen in der Realität

Der Frühling ist endgültig angekommen, zumindest beim Wetter. Die Vögel zwitschern, die Bäume sprießen und die Sonne scheint von früh bis spät. Davon können die Aktienmärkte nur träumen, pünktlich nach Ostern sind die alten Belastungsfaktoren wieder auf dem Tisch: Ukrainekrieg, Lockdowns in China, Inflation weiter aufwärts und als mögliches Ergebnis dieses Cocktails düstere Aussichten für die globale Konjunktur. Da grenzt es schon fast an ein Wunder, dass DAX & Co. nicht mit einer deutlichen Korrektur nach unten reagieren. Der DAX verteidigt zwar hartnäckig die Marke von 14.000 Punkten, doch jeder weiß, dass die Musik jenseits des Atlantiks spielt. Gehen Dow und Nasdaq in die Knie, gelten wohl auch für die europäischen Börsen keine Ausnahmeregeln. In einem eher schwachen bis orientierungslosen Marktumfeld beschäftigt man sich aktuell mit den Auswirkungen der auslaufenden Corona-Maßnahmen bei uns sowie den unmittelbaren Folgen der Zinswende. Folglich geraten Coronaprofiteure wie z. B. Sartorius, Hellofresh und Delivery Hero weiter unter Druck – seit November letzten Jahres haben diese Aktien bereits zwischen 40 und 70 Prozent verloren. Höhere Zinsen bei weiter steigenden Baukosten sind schlechte Vorzeichen für die Immobilienfinanzierung. Die Aktie des Kreditvermittlers Hypoport als Profiteur der Niedrigzinsphase verlor am Dienstag gut 10 Prozent, seit November summiert sich das Minus auf gut 40 Prozent. Solche Belastungsfaktoren werden kurzfristig nicht verschwinden, sondern eher noch zunehmen und damit weiter für wechselhaftes Börsenwetter sorgen. Wollen wir hoffen, dass sich daraus nicht noch ein echtes Börsen-Unwetter entwickelt.

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Newsletter vom 20. April 2022

Martin Braun, Börse Hannover