Inflation – was dürfen wir denn da erwarten?

Seit Wochen spukt das Gespenst der Inflation durch die Gazetten. Preissteigerungen werden schon mit den Entwicklungen  der damaligen Weimarer Republik verglichen. Eine Welle der Sorge und Angst macht sich breit. Die Kapitalmärkte haben bislang zurückhaltend und ruhig reagiert, obwohl das Geschrei lauter wird. Wir können festhalten, dass die Teuerungsrate in den USA mit ca. 5 Prozent schon hoch ist. In Europa sieht es anders aus – hier liegt die Preissteigerungsrate nicht einmal bei 2 Prozent. Deutschland ragt mit aktuell 2,5 Prozent heraus.

Ich schaue einfach mal hinter die Zahlen und stelle fest, wenn die selbstgemachten Effekte wie Mehrwertsteuererhöhung und Co2 Abgabe aus der deutschen Inflationsrate herausgerechnet werden, dann bleiben gerademal noch ca. 1 Prozent übrig. In anderen europäischen Ländern sieht die Lage sehr heterogen aus – einige kämpfen nicht gegen die Inflation, sondern versuchen Deflation zu verhindern. Gerade in den südeuropäischen Ländern kann man das sehr gut beobachten.

Machen dann die 5 Prozent Steigerungsraten in den USA die Sorge aus? Unverändert erhalten die Bürger dort weiter ihre wöchentlichen Einkaufsschecks und sorgen für einen Nachfrageüberhang an Konsumartikeln. Nahrungsmittel und Autos sind dort einfach teurer geworden. Ein Mittelklasseauto kostet in diesem Jahr 30 Prozent mehr – ja auch ausgewählte Nahrungsmittel kosten bis zu 15 Prozent mehr als noch im Vorjahr.

Was muss getan werden und was erwarte ich, was getan wird?
In Deutschland könnte die Regierung die Co2 Abgabe überdenken – eine Diskussion hierüber wird es aber nicht geben. Der Staat braucht die zusätzlichen Steuereinnahmen, schon allein deshalb, weil die Kosten der Covid19 Pandemie bezahlt werden müssen. An der Schraube der zusätzlichen Steuereinnahmen wird die Regierung also nicht drehen. Ich sehe die Nachfrage in Deutschland weiter steigen. Gastronomie, Reisen und Neuwagenkäufe könnten die Inflation sogar noch weiter steigen lassen.

In den USA bereitet die Fed die Bürger auf ein vorsichtiges Ende der ultralockeren Geldpolitik vor. Die Einkaufsschecks dürften auch wieder verschwinden.
Die EZB wird die Zinsen nicht erhöhen – vielleicht kürzt die Zentralbank ihre Anleihen Ankaufprogramme – mehr erwarte ich nicht. Zinserhöhungen wären fatal für die Schuldnerländer und die privaten Haushalte, denn die können sich diese zusätzliche Zinslast gar nicht leisten. Die Sparer müssen weiterhin den negativen Realzins schlucken.
Die Frage wird sein, ob dieser Preisschub nachthaltig ist – das denke ich auch nicht, weil doch vieles hausgemacht ist und die Lohnerhöhungen werden keine Lohn/Preis Spirale auslösen.

An den Kapitalmärkten spielen bald andere Themen eine Rolle. Die Quartalsberichte beginnen in Kürze – die Konjunkturerholung und auch Covid19 mit den Mutanten rücken wieder in den Fokus. Die Lieferketten funktionieren noch nicht so gut, wie vor der Covid19-Zeit und dieses könnte eine schnelle und erhoffte Erholung stören. Die Aktienmärkte werden stabil bleiben – Schwankungen sind normal und bleiben uns deshalb auch erhalten.

Newsletter vom 23. Juni 2021

Frank-Rüdiger Griep – Vorstand
Vermögensanlage AltBayern AG

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